Was können "interaktive Stifte"?
Johanna Schmidt arbeitet im Fachbereich Vermittlungs- und Programmarbeit in der Zentralbibliothek der Bücherhallen Hamburg. Sie plant und konzipiert Veranstaltungen für Kinder (0 bis 12 Jahre), empfängt Schulklassen und Kitagruppen und gibt bibliotheks- und medienpädagogische Workshops.
Frau Schmidt, in der Kinderbibliothek der Bücherhallen Hamburg kann man ,interaktive Stifte‘ ausleihen. Was ist das überhaupt?
Wir nennen diese Geräte auch ‚audiodigitale Hörstifte‘. Oder schlicht ‚Hörstifte‘. Sie erweitern gedruckte, dafür vorgesehene Bücher um Audiodateien. Das heißt, wenn ich so einen Stift über den Text eines dafür vorgesehenen Buchs halte, dann liest der Stift den Text vor. Dabei sind teilweise sogar unterschiedliche Vorlesegeschwindigkeiten möglich - zum Beispiel in Erstlesebüchern. Das funktioniert aber nicht mit allen Büchern, sie müssen dafür speziell eingerichtet sein. Der Stift liest aber nicht nur vor: Auch Bilder und Illustrationen werden durch ihn mit Geräuschen oder Zusatzinformationen belebt. So fängt zum Beispiel ein Vogel an zu zwitschern oder sind auf dem Bild zwei Autos ineinander gefahren, dann erklärt der Stift vielleicht die Situation: Was ist da passiert? Was ist schief gelaufen?
Für welches Alter sind die Stifte (und die dazugehörigen Bücher) denn gedacht?
Die bekanntesten Stifte sind ‚TING‘ und ‚tiptoi®‘ (mehr zu den Stiften im Faktencheck, Anm. d. R.). Die meisten Bücher sind für Kinder zwischen 4 und 10 Jahren ausgelegt. Aber auch Jugendliche oder Erwachsene, die eine neue Sprache lernen möchten, nutzen in den Bücherhallen häufig solche Stifte. Sie können beim Lernen eine wirkliche Hilfe sein: Man sieht die richtige Schreibweise und bekommt gleich die passende Aussprache dazu.
Hörstifte fördern die Lesemotivation.
Können Kinder die Stifte ganz alleine nutzen?
Ja, aber für Eltern ist ganz wichtig, sich vor der ersten Benutzung der Stifte damit vertraut zu machen. Denn bevor die Kinder die Stifte einsetzen können, müssen sie an den Computer angeschlossen, mit dem Internet verbunden und dann über das im Buch abgebildete Aktivierungssymbol geführt werden. So werden die Inhalte zu den jeweiligen Büchern auf die Stifte geladen. Das muss man wissen, ist aber in der Regel nicht so schwer (als ob man eine App auf das Smartphone lädt). Danach kann es schon losgehen. Eltern sollten die Kinder aber auf den ersten Seiten begleiten und die verschiedenen Möglichkeiten der Stifte gemeinsam entdecken.
Können Kinder mit den Hörstiften vielleicht auch schneller und besser lesen lernen?
Sie fördern auf jeden Fall die Lesemotivation. Eine spielerische Herangehensweise bringt das Kind meistens leichter dazu, sich an ein Buch heranzuwagen und sich mit den Inhalten auseinanderzusetzen. Die Lesefähigkeit muss das Kind aber - durch Vermittlung – erwerben. Lesen lernen und verstehen muss auch gelernt sein. Der Stift ist letztlich nur ein Apparat mit begrenzten Möglichkeiten. Und ganz wichtig: Er kann das gemeinsame Lesen mit Mama oder Papa zum Schlafengehen natürlich überhaupt nicht ersetzen!
Der Hörstift kann das gemeinsame Lesen mit Mama oder Papa nicht ersetzen.
Mittlerweile gibt es ja viele Apps fürs Tablet oder Smartphone, die die Sprach- und Leseförderung von Kindern stärken. Wo ist der Vorteil der Hörstifte? Sind die nicht fast schon ein bisschen überholt?
Die Stifte kommen nach wie vor bei Eltern und Kindern sehr gut an. Das hängt meines Erachtens mit einer Hemmschwelle zusammen, die es bei der Nutzung von Kinderapps gibt: Man benötigt ein internetfähiges Gerät, also ein Smartphone oder Tablet. Der Stift ist recht robust, im Vergleich preisgünstig und von den Kindern eigenständig nutzbar. Den muss man nicht erst „kindersicher“ machen. Naja, und dann gefällt den Eltern ganz gut, dass die Kinder wirklich noch ein Buch in der Hand haben und eben kein Smartphone oder Tablet. Für die Kinder wird der Hörstift vermutlich nach Besitz eines eigenen Smartphones eher uninteressant.
Am besten erstmal in den Bücherhallen ausleihen und ausprobieren!
Hier geht's zur Website der Zentralbibliothek der Bücherhallen Hamburg
Faktencheck
tiptoi® → Kunstwort aus den Worten Tippen und Toy (engl. für Spielzeug)
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TING → chinesisch für hören
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Hersteller |
Ravensburger Spieleverlag GmbH |
TING GmbH |
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Alter |
Ab 3 Jahre (vorrangig bis 10 Jahre) → Die spezielle Altersempfehlung für ein Produkt finden Sie auf der jeweiligen Packung bzw. dem Umschlag oder in der Artikelbeschreibung. |
Ab 3 Jahre, auch für Jugendliche und Erwachsene → Die spezielle Altersempfehlung für ein Produkt finden Sie auf der jeweiligen Packung bzw. dem Umschlag oder in der Artikelbeschreibung. |
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Angebote / Produkte |
Bilder- und Wissensbücher, Bücher zum Lesen lernen; Spiele, Puzzle, Globen |
Bilder- und Wissensbücher, Bücher zum Lesen und Sprache lernen; Spiele, Globen und Landkarten |
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Stiftversionen |
tiptoi ohne Player / tiptoi mit Player (kann auch Hörbücher und Lieder abspielen) → jeweils mit eingebautem Lautsprecher und einem Standard-Kopfhöreranschluss (3,5 mm Klinke) |
TING classic (bis 2012; kann auch eigene mp3-Dateien abspielen) / 2. Generation: TING smart → jeweils mit eingebautem Lautsprecher und einem Standard-Kopfhöreranschluss (3,5 mm Klinke)
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Inbetriebnahme |
Aktivierung über den PC oder MAC (mit Intel x86-kompatiblem Prozessor) → Internetverbindung notwendig |
Aktivierung über den PC oder Mac (Windows ab XP oder Mac OS X ab 10.6) → Internetverbindung notwendig → USB-Anschluss |
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Aufladen |
Stift funktioniert mit Batterien (zwei AAA-Batterien, 1,5V-LR03-AM4) |
Stift wird über USB-Anschluss am PC aufgeladen | |
Speicherkapazität |
Stift stellt je nach Geräteversion 464 MB, 1,71 GB bzw. 3,34 GB Speicher als USB-Massenspeicher zur Verfügung, was nach Herstellerangaben für Audiodateien von ca. 15-20 Produkten genügt |
circa 4 GB |
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Besonderheit |
tiptoi-Stift mit Player spielt Lieder und Hörbücher – unabhängig von einem tiptoi-Produkt → über tiptoi-Manager im Hörbuch- und Musikshop erhältlich (Kooperation mit verschiedenen Anbietern und Herstellern wie z.B. Jumbo Neue Medien, oetinger audio) |
TING kann verlagsübergreifend (z.B. Cornelsen, Duden, Klett) genutzt werden, ist daher nicht nur auf Produkte eines Verlages beschränkt → auch für Jugendliche / Erwachsene: Sprachlernbücher (z.B. Chinesisch, griechisch oder dänisch), Reisebildbänder |