Erst zahlen, dann gewinnen
Kinder spielen auch online. Doch auf dem virtuellen Spielplatz treffen sie oftmals auf eine geballte Ladung Werbung. In-Game-Werbung werden solche Formate genannt. Sie reichen von Produktlogos auf Rennautos und Werbeclips in den Spielpausen bis hin zu Spielen, die komplett als Werbeträger funktionieren
Werbeclips bringen Punkte
Im Fernsehen oder in Zeitschriften kann man Werbung wegschalten oder überblättern. In Onlinespielen ist das nicht so einfach. Manche Werbeclips lassen sich nicht wegklicken, das Anschauen von Werbefilmen wird oft sogar mit starken Anreizen „erzwungen“. So werden Belohnungen wie Freiminuten oder die Erhöhung des Punktestands versprochen. Die Devise lautet: Spielspaß gegen Aufmerksamkeit. Bedenklich ist, dass der Spieler danach das beworbene Produkt direkt kaufen kann – oftmals kinderleicht, mit nur einem Klick.
Neues Leben gegen Bares
Spiele können da schnell zu Kostenfallen werden, gerade vermeintliche Gratis-Spiele. Bei diesen Free-to-Play-Spielen ist der Einstieg zunächst kostenfrei. Der Spieler meistert die ersten Runden erfolgreich und gratis. Doch dann dominieren lange Wartezeiten und schwächelnde Figuren. Sogleich locken In-App-Käufe und der Spieler wird zur Kasse gebeten. Gegen reales Bares können Spielverläufe beschleunigt oder neue Leben erworben werden. In einigen Spielen ist das Vorwärtskommen ohne Zusatzkäufe gar nicht mehr möglich. Dann heißt es schlicht: Pay-to-win.
Lotterie mit der Lootbox
Ein Fass ohne Boden sind sogenannte „Lootboxes“ (engl. für „Beutekisten“). Auch hier kann der Spielvorteil erkauft werden. Die Betonung liegt auf: kann! Lootboxen sind digitale Wundertüten. Was darin steckt, erfährt der Spieler erst nach dem Kauf. Statt des erhofften und für den Spielverlauf notwendigen Superschwerts gibt es dann leider doch nur eine neue Ritterrüstung. „Neue „Lootbox“ – neues Glück“, so das Motto. Eine Form von Glücksspiel? Darüber diskutieren derzeit Gesetzgeber und Gerichte.
Appetitanreger mit Suchtfaktor
Free-to-play oder Lootbox: Spiele, die so operieren, animieren zum Geldausgeben. Auf den ersten Blick handelt es sich um Kleinstbeträge – 99 Cent oder 1.99 Euro, kost’ ja nix. Doch schnell verliert der Spieler den Überblick über diese Mikrotransaktionen. Am Ende fällt die Rechnung nicht selten überraschend hoch aus.
scout rät:
- Klare Regeln aufstellen: Nur gemeinsam mit den Eltern Apps installieren und In-App-Käufe tätigen.
- Vor dem Download informieren: Sind für das Weiterkommen im Spiel In-App-Käufe zwingend notwendig? Was sagen andere Nutzer in den Kommentaren und Bewertungen? Gibt es das Spiel auch kostenpflichtig, dafür dann aber ohne In-App-Käufe?
- Technische Schutzfunktionen einstellen: Die Optionvon In-App-Käufen deaktivieren oder sie mit einem Passwort sperren.
- Kosten bremsen: Keine Zahlungsdaten in den App-Stores und Onlineshops hinterlegen.
Dieser Artikel stammt aus dem scout-Heft 1/2018: "Folge mir!" [LINK]