„Youtube-Konsum hat mein Englisch verbessert!“
Mathis K. (20 Jahre) studiert PPE (Philosophy, Politics and Economics) in Nijmegen.
„Vor etwa 10 Jahren begann meine Geschichte der vermehrten Mediennutzung. Nun bekomme ich hier die Chance, auf diese Entwicklung zurückzublicken – aus der Sicht des 20-jährigen College-Studenten. Das ist tatsächlich gar nicht so einfach, wie man sich das erst mal vorstellt. Dafür muss ich erst mal meine eigene Geschichte zerpflücken und mich überhaupt daran erinnern, wie es war … Um dann über die erzieherische Performance meiner Eltern zu richten: Hätten sie es besser machen können? Wie hätte mich das heute verändert?
Bei mir zu Hause war der Medienkonsum relativ frei gehalten. Es gab wenig Regeln, die ich umschiffen musste. Die Schlafenszeit sollte eingehalten werden, klar. Hin und wieder habe ich trotzdem meine Nintendo-Konsole unter der Decke versteckt.
Ich war zwar einer der Letzten ohne Smartphone in meiner Klasse, doch in seiner Nutzung war ich dann nie wirklich eingeschränkt. Das Augenmerk lag bei uns mehr auf der richtigen Nutzung statt dem Unterlassen. Dies hatte seine klaren Vorteile: So haben mir Netflix, Games und YouTube geholfen, nun beim ‚TOEFL‘-Sprachtest zu den besten Absolventen zu gehören. Im klassischen Englisch-Unterricht in der Schule hatte ich hingegen so meine Schwierigkeiten mit der Grammatik.
Meine Fähigkeiten im Umgang mit diversen Medien helfen mir jetzt, die Anforderungen eines hektischen internationalen Studiengangs in den Niederlanden zu meistern.
Die einzige Schattenseite der ganzen Geschichte ist wohl, dass ich jetzt in dieser Pandemie merke, wie sich die elektronischen Medien zu einer verlockenden Beschäftigungstherapie morphen. Dies könnte eine Folge davon sein, dass ich nie reglementiert war in der Nutzung. Früher hatte ich schlicht und einfach weder das Interesse und noch die Zeit, um dem Internet derartig viel Raum zu geben. Dass mir mehr Regeln früher aber jetzt geholfen hätten, würde ich bezweifeln. Mir scheint, dass der Kurs, den meine Eltern damals einschlugen, der richtige war. Denn auch, wenn sie in puncto Medienkonsum locker waren, so waren sie umso bedachter auf Charakterbildung.
Mein Fazit: Ich glaube, wenn man sein Kind zu einem selbstständigen und verantwortungsbewussten Menschen erzieht, darf man beim Medienkonsum guten Gewissens ein wenig locker lassen.“