„Wenn Eltern sich nicht auskennen, dann wird das nichts mit der Internet- Sicherheit!“
Natalia D. aus Flensburg ist 17 Jahre alt. Sie hat in den vergangenen drei Jahren an der Gemeinschaftsschule Flensburg West als Medienscout Schüler*innen der Klassen fünf bis sieben beraten und über Risiken in den Sozialen Medien aufgeklärt.
„Kinder und Jugendliche haben definitiv eine geringere Risikowahrnehmung als ihre Eltern. Besonders die Jüngeren, also die in den Klassen fünf und sechs, nehmen den Ernst der Lage nicht wirklich wahr. Die bekommen zum Beispiel einen Einladungslink für eine WhatsApp-Gruppe – und klicken drauf, ohne darüber nachzudenken. Sie checken nicht, dass sich dahinter auch Menschen verbergen können, die nicht so alt sind wie sie und die keine guten Absichten haben.
Vielen fehlt das Problembewusstsein, deshalb ist es ja auch so wichtig, dass wir älteren Scouts in die Klassen der Jüngeren gehen. Die Scouts haben ‚feste Klassen‘, die sie über mehrere Jahre begleiten. So baut sich Vertrauen auf, die Scouts werden dann nicht nur bei Workshops angesprochen, sondern auch einfach mal in der Pause. Da ist nicht diese Hemmschwelle wie bei Erwachsenen. Das gilt auch für so unangenehme Fälle wie ein Nacktbild, das die Schüler*innen auf Snapchat bekommen. Wir regeln das dann zusammen, löschen das Foto, blocken den User und melden ihn. Natürlich wollen die Schüler*innen nicht mit ihren Eltern darüber reden – da wäre die Reaktion eher, Snapchat ganz zu löschen.
Ich finde es insgesamt schon krass, dass Schüler*innen immer früher ein eigenes Smartphone bekommen. Ich habe ein Praktikum in einer Grundschule gemacht, da fangen die Probleme bereits an. Wer sich einfach zum Spielen verabredet, wird ausgelacht. Traurig! Kettenbriefe wie ‚Momo‘ werden schon auf den Höfen der Grundschulen diskutiert. Wir hatten auch den Fall eines schlimmen Gewaltvideos, das herumging. Ich selbst habe das nach ein paar Sekunden gelöscht. Aber gerade die Kleineren haben sich das in voller Länge reingezogen. Als Mutprobe wahrscheinlich. Kein Wunder, dass wir dann verstörte Schüler*innen hatten. So ist das überhaupt erst aufgefallen: Ein Schüler hat im Unterricht angefangen zu weinen.
Lehrer und Eltern haben aber sehr oft keine Ahnung davon, was die Schüler*innen so konsumieren. Und wenn gerade die Eltern sich nicht auskennen – dann wird das nichts mit der Internet-Sicherheit!“