"Vielen ist nicht klar, was sie mit ihrem Smartphone anrichten können."
Marit K. aus Oldenburg ist 18 Jahre alt. Sie arbeitet ehrenamtlich als Scout bei juuuport.de, einem kostenlosen Online-Beratungsportal für Kinder und Jugendliche. Diese können sich über WhatsApp, Telegram oder über ein Kontaktformular mit ihren Fragen und Problemen rund um das Internet an die Scouts wenden.
„Wir Scouts sind 15 bis 22 Jahre alt. Alle arbeiten so viel, wie sie können und mögen. Unser Ziel ist es aber, jede Anfrage innerhalb von 48 Stunden zu beantworten. Meistens gelingt uns das auch. Die Probleme, mit denen wir uns dann beschäftigen, sind zum Beispiel Abzocke, Cybermobbing oder Datenklau. Sie sind mal mehr, mal weniger dringlich. In den Ferien flauen die Nachfragen meist ein wenig ab. Und als die Serie „Tote Mädchen lügen nicht“ auf Netflix sehr beliebt war, ging es plötzlich vermehrt um Themen wie Depressionen und Selbstverletzung.
Wir sind aber keine psychologische Beratung. In solchen Fällen übernehmen Psychologen oder wir empfehlen andere Hilfsangebote. Wir schicken also niemanden einfach weg. Mir fällt immer wieder auf, dass vielen Kindern und Jugendlichen oft gar nicht klar ist, was sie mit ihren Smartphones anrichten können. Für andere und für sich selbst. Wobei sich hier bei Juuuport eher diejenigen melden, die schlechte Erfahrungen gemacht haben. Also nicht die ‚Täter‘. Das Bewusstsein für die Folgen des eigenen Handelns ist leider oft nicht vorhanden. Das gilt auch für das Messaging-Netzwerk ‚Tellonym‘. Da postet dann jemand ‚Sehe ich gut aus?‘, und was danach auf der Plattform geantwortet wird, ist manchmal nicht mehr schön. Die Frage ist ja schon sehr sorglos, und die darauffolgenden Beleidigungen sind dann echt verletzend. Das würde unter vier Augen eher nicht so gesagt werden.
Generell habe ich den Eindruck, dass sich die Eltern in zwei Gruppen einteilen lassen: Die Helikopter-Eltern haben vor allem Angst und sind total ‚anti‘ eingestellt, was digitale Medien betrifft. Den anderen ist wiederum alles egal, da gibt es das Handy ab der ersten Klasse … Ich glaube auch, dass viele Eltern nicht auf dem Schirm haben, wie sehr etwas in der Realität weh tun kann, das online passiert. Sie haben eher Angst vor den Dingen in der analogen Welt, wie zum Beispiel Missbrauch. Man kann aber auch online ausgenutzt oder runtergemacht werden. Und Eltern verstehen oft auch nicht, wie eng Bindungen im Netz sein können und spielen das dann herunter.“