Prominente im Weihnachtsinterview: Carsten Kock
Als verantwortungsvoller Journalist lässt Carsten Kock, Moderator von Radio Schleswig-Holstein, sein Diensthandy immer an. Beim Weihnachtsessen soll es aber möglichst nicht klingeln und bleibt stumm in der Ecke.
Weihnachten ist die Zeit des Wiedersehens und des Zusammenseins im Kreis der Liebsten. Da soll es in der Familie harmonisch zugehen. Im allgemeinen Festtagstrubel spielt dabei die Nutzung von Smartphone, Internet, X-Box und Co. oft auch eine wichtige Rolle. Wie geht ein friedliches Weihnachten mit digitalem Familienzuwachs?
Digitale Technik gehört 2016 zu den wichtigsten Anschaffungen und Geschenken rund um Weihnachten. Insgesamt wollen 85 Prozent der Deutschen zu Weihnachten digitale Technik kaufen, so das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des Digitalverbands Bitkom.
Digitalskeptiker runzeln bei diesen Zahlen die Stirn. Wird über die Feiertage online einfach weiter gearbeitet und ersetzt der Blick auf’s Display das gemeinsame Feiern? Gibt es über Weihnachten eher digitalen Streit als analoge Eintracht? Wie balancieren wir Familienleben und digitale Mediennutzung richtig aus?
scout hat norddeutsche Prominente gefragt, wie digital ihr Weihnachtsfest sein wird und ob sie wirklich gute Vorbilder in Sachen Medienkompetenz sind.
Hier die Antworten von:
Manchmal heißt es: Stecker raus aus dem Router
Carsten Kock (59) ist Moderator und Chefkorrespondent bei Radio Schleswig-Holstein, wo er seit 30 Jahren arbeitet. Der überzeugte Nordfriese hat drei Kinder (22, 21, 18), ist verheiratet und lebt mit seiner Familie auf einem Bauernhof am Stadtrand von Neumünster.
scout: Bleibt Ihr Smartphone über die Feiertage an oder schalten Sie es aus?
Carsten Kock: Mein Smartphone, das ich schon aus dienstlichen Gründen habe, bleibt an. Als Chefkorrespondent trage ich eine gewisse Verantwortung und muss bei dringenden Meldungen mit Nachrichtenwert erreichbar sein. In den vergangenen zehn Jahren habe ich zwischen den Tagen zwei Anrufe bekommen, auch zu Recht. Denn ich wäre sauer gewesen, wenn man mich über wichtige Entwicklungen im Zusammenhang mit politischen Ereignissen oder Personen, an denen ich länger recherchiert hatte, nicht informiert hätte. Ein anderer Fall war der Tsunami am 26. Dezember 2004. Damals habe ich zwischen Weihnachten und Neujahr auch an Krisensitzungen mit der damaligen Ministerpräsidentin Heide Simonis im Lagezentrum in Kiel teilgenommen.
scout: Wünschen Sie sich selbst etwas Digitales zu Weihnachten? Bekommt jemand in Ihrer Familie ein neues Handy, eine neue Spielkonsole oder digitales Zubehör?
Carsten Kock: Nein, ich habe diesbezüglich keine Wünsche. Etwas Digitales gibt es aber schon bei uns: ein SKY-Abo für den Sport, nachdem die Spiele der Handball-Champions-League nicht mehr im öffentlich-rechtlichen Fernsehen übertragen werden. Das Abo bekommt der Sohn (begeisterter Bundesliga-Zuschauer). Allerdings hoffe ich, dass er mir den „Sky-to-go-Code“ hin und wieder mal leiht…
scout: Haben Sie privat Regeln oder Rituale zur Nutzung der (digitalen) Medien eingeführt, eventuell für Kinder oder sich und Ihren Partner? Werden diese eingehalten?
Carsten Kock: Nein, wir haben keine festen Regeln, dafür aber mitunter mündliche Ansagen, wenn etwas nervt. Es gab schon Momente, wo von fünf Familienmitgliedern drei oder vier mit WhatsApp-, Facebook- oder SMS-Meldungen kämpften. Abenteuerlich wird es, wenn man 50 Zentimeter voneinander entfernt sitzt, seinem Sitznachbarn aber per Facebook die Abendpläne mitteilt… Im Zweifelsfall hilft ein Machtwort. Manchmal heißt es auch: Stecker raus aus dem Router. Das wirkt Wunder und bringt so manche Überraschung mit sich. Eine Bitte steht fest: Beim Weihnachtsessen bleibt das Handy auf der Ladestation und wird auf lautlos gestellt.
scout: Gibt es auch mal Streit über die Mediennutzung? Wenn ja, wie lösen Sie solche Konflikte?
Carsten Kock: Nein, Streit gibt es bei uns nicht. In unserem großen Bauernhaus stehen mehrere TV-Geräte und Laptops, sodass jeder sehen oder nutzen kann, was er möchte. Gleichwohl: Wenn im Wohnzimmer „The Voice“ gegen den „Tatort“ gewinnt, bin ich dankbar für den Fernseher in meinem Büro – auch wenn der „Tatort“ im Nachhinein betrachtet schwach war.
scout: Sind Sie im Umgang mit digitalen Medien ein kompetentes Vorbild für Ihre Familie?
Carsten Kock: Nein. Ich arbeite im Home-Office, erledige somit sehr viel über mein Smartphone und den Rechner. Kommunikation ist mein Beruf, viele Informationen laufen bei mir zusammen und müssen koordiniert werden. Das Einzige, wo ich mich vielleicht als Vorbild sehe, ist, dass ich Facebook meide. Seit meiner Anmeldung vor ungefähr zwei Jahren habe ich niemanden „geliked“.
Interview: Sonja Helms