Junge Datenschützer
scout hat bei der Mitmachaktion „Wanted: Junge Datenschützer“ Jugendliche gefragt, wie sie mit dem Thema Datenschutz umgehen. Die Redaktion dankt für das großes Interesse und die vielen Einsendungen. Lesen Sie hier drei Perspektiven.
Persönliche Daten
Eine ICH-Perspektive von Annika Juliana K.
„Summ, summ, summ –
meine persönlichen Daten fliegen im Netz herum.
Facebook, Twitter, Skype, ganz egal,
wer sie haben will, bekommt sie von denen ganz legal.
So weiß jeder ganz leicht, wer ich bin und was ich tu –
Firmen schicken mir dann Werbung zu.
„Die tollste, schönste und reduzierteste Tasche gibt es nur jetzt und in diesem Laden“,
aber was soll ich denn dazu sagen?
Ich möchte sie schließlich gar nicht haben!
Mein Postfach wird mit Werbung überschüttet und meine
Facebookfreunde geben mir für diesen Status einen Daumen,
alles nur ein schlechter Traum?
Meinen digitalen Fingerabdruck im Netz wird es noch in vielen Jahren geben,
doch will ich überhaupt noch so lange damit leben?
Wenn jeder meine Daten hat und mich googeln kann,
wie finde ich dann später einen Mann?
Wie soll mich mein zukünftiger Chef sehen, wird er auf die Seiten meiner Partys im jugendlichen Leichtsinn gehen?
Ich glaube nicht, dass das sein Vertrauen in mich stärkt.
Summ, summ, summ –
wer zu viel im Netz über sich preisgibt ist dumm.
Meine persönlichen Daten und Passwörter sind meine,
und sie werden niemals deine!“
Datenschutz
Eine ICH-Perspektive von Carlotta P.
„Ich finde, Datenschutz ist ein ziemlich wichtiges Thema!
So viele Menschen (unter anderem ich) wissen viel zu wenig darüber, obwohl es besonders heutzutage so wichtig ist, da jeder im Internet zugange ist und auch viele bei sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter oder Instagram angemeldet sind. Und besonders auch bei den sozialen Netzwerken ist es wichtig, dass man auf seine Daten aufpasst. Man gibt bei der Anmeldung oft sehr viel an, wie Name, Adresse und oft auch Handynummer. Wenn diese Daten in falsche Hände gelangen, kann das übel ausgehen.
Das Problem am Datenschutz ist, dass man sich nicht genau vorstellen kann, was Menschen alles mit Daten anfangen können …
Man denkt sich so: Jetzt haben sie meine Adresse und meine Handynummer, na und?? Aber wer weiß, was Leute damit alles anstellen können …
Insgesamt ist es halt so, dass die Gefahr nicht unmittelbar ist, sondern quasi versteckt.
Ich persönlich finde es okay, wenn man mal ein Bild von sich online stellt, allerdings keine, wo andere Menschen noch mit drauf sind und keine Bikini-Bilder. Auch wenn ich mit meiner Freundin Fotos mache, frage ich sie natürlich vorher, ob das für sie okay ist, wenn das gepostet wird. Wenn sie sich jedoch hässlich findet auf dem Bild, dann stelle ich es logischerweise nicht auf Instagram. Noch ein schwieriger Punkt ist, dass Datenschutz für sehr viele Menschen einfach nicht so spannend ist …
Man weiß natürlich, dass man auf Daten aufpassen muss und so. Aber warum das jetzt genau so ist, das können die wenigsten beantworten … Die Menschen beschäftigen sich einfach viel lieber mit ihren Hobbys und anderen Sachen, als das Kleingedruckte auf Internetseiten oder Bücher über Datenschutz zu lesen. Und das ist genau einer der Gründe, warum Datenschutz oft so vernachlässigt wird. Ich zum Beispiel interessiere mich leider auch mehr für z. B. Nagellack als für AGB. (Eigentlich wollte ich das gar nicht schreiben, weil es schon dumm ist. Aber: Es ist wichtig, dass man Dinge sieht, wie sie sind, und nicht nur aufschreibt, wie sie idealerweise sein sollten.) Und genau das ist das Problem: Datenschutz betrifft uns alle, weil wir alle das Internet benutzen, aber keiner interessiert sich wirklich dafür.
Also sollte man meiner Meinung nach, so gut es eben geht, auf seine Daten aufpassen und so wenig wie möglich angeben – in Netzwerken sowie generell überall im Netz!
Nicht ohne Grund gibt es den Spruch: Das Internet vergisst nichts.“
Wie unsicher darf Kommunikation sein?
Eine ICH-Perspektive von Lukas T., 18 Jahre alt
„Vor einigen Wochen unterhielt ich mich mit einer befreundeten Schülerin über das Thema „sichere Kommunikation“. Sie erwähnte, dass die Lehrer und Schüler in ihrer Schule über WhatsApp in eigens dafür eingerichteten Klassengruppen kommunizieren würden und die Hausaufgaben „zukunftsweisend“ über eine Dropbox austauschten. Ich war verblüfft. Ob sie denn wisse, was „sichere Kommunikation“ bedeute? Die Antwort: ‚Ach, wir schicken ja keine brisanten Daten durch die Gegend, die hundertprozentig sicher übertragen werden müssen. Warum sollen wir unsere Daten unbedingt verschlüsseln?‘
In unserer Generation geht das Verständnis für und das Interesse am Datenschutz leider völlig verloren, obwohl es heute wichtiger ist denn je. Die vorherrschende Meinung ist ‚Meine Daten sind ja sowieso nicht so interessant.‘ Das sei dahingestellt, trotzdem stellt sich mir die Frage, was es Großkonzerne wie Facebook, Amazon oder Google angeht, wann und wo ich mich zum Essen mit einem Bekannten verabrede oder welche T-Shirts ich mir zu kaufen überlege.
Es gibt sichere Kommunikationsmöglichkeiten. Der Datenschutz fällt „dank“ WhatsApp, Dropbox und Co. immer mehr der Schnelligkeit des Datenaustausches zum Opfer. Dabei ist es mit ein wenig Umstellung möglich, das zu unterbinden. Um das Beispiel des Datenaustausches in der Schule wieder aufzugreifen: Die Einrichtung von Schulservern zur Kommunikation und zum Datenaustausch ist spätestens seit den Projekten „Hamburger Schulen ans Netz“ und dem Sonderinvestitionsprogramm 2010 der Hamburger Schulbehörde zumindest in Hamburg keine Utopie mehr. Viel mehr gehört der Schulserver an vielen Schulen heute schon zum Alltag. Warum soll ich also meine Daten und Mails über Server verschicken, die nicht mit einer einzigen Festplatte dem deutschen Datenschutzrecht unterliegen, wenn meine Kommunikationszentrale direkt im Schulkeller steht und ich dort von überall zugreifen kann?
Richtig! Weil es nicht schnell genug geht. Stehen wir also wieder vor dem Thema „Instant Messaging“. Seit der Übernahme von WhatsApp durch Facebook ist die Zahl der Benutzer von anderen Messaging-Diensten stark angestiegen. Die sichere Kommunikation ist also auch in diesem Bereich mit den richtigen Programmen (z. B. Threema) möglich.
Datenschutz ist also mit ein wenig Umstellung leicht zu beginnen. Ein hundertprozentiger Schutz ist aber dennoch nicht möglich, da es in der Hand von Server- und Webseitenbetreibern liegt, welche Daten gesammelt werden. Mit den richtigen Mitteln, wie IXQuick oder DoNotTrackMe kann man aber die Datensammler aber in die Schranken weisen. Trotzdem ist es in manchen Fällen aber sinnvoll, einfach zum Telefonhörer zu greifen, eine verschlüsselte Mail zu schreiben oder zum Shoppen in einen Laden zu gehen, denn das hat früher ja eigentlich auch ganz gut geklappt.“
Wir haben unter allen Einsendungen drei Mini Tablets verlost. Die Gewinner wurden per E-Mail benachrichtigt.