Auch im Netz haben Kinder Rechte!

Vor dreißig Jahren wurde die UN-Kinderrechtskonvention vorgestellt. Da gab es noch kein Internet. Um heute, in der digitalen Welt, bestehen zu können, müssen die Kinderrechte neu diskutiert und angepasst werden.


Es ist noch gar nicht so lange her, da hatten Kinder vor allem zu gehorchen. Sie galten quasi als Besitz der Eltern. Und die konnten über ihren Besitz entscheiden, wie sie wollten. Vor knapp hundert Jahren formulierte der polnische Pädagoge Janusz Korczak, dass Kinder eigene Rechte haben. Dann brauchte es noch einmal rund siebzig Jahre, bis 1989 die Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen beschlossen wurde. 196 Staaten weltweit - einschließlich Deutschland – haben ihr zugestimmt.

Die Kinderrechtskonvention schreibt die Rechte von Kindern auf Schutz, Förderung und Beteiligung fest. Seit es sie gibt, müssen Erwachsene Kinder und ihre rechtlichen Ansprüche respektieren. Und dafür sorgen, dass diesen Rechten auch tatsächlich entsprochen wird. Aktuell wird über Kinderrechte gesprochen im Zusammenhang mit der Umsetzung der Kinderrechts-Strategie des Europarats (der „Sofia-Strategie“) und der Initiative für die Aufnahme der Kinderrechte ins deutsche Grundgesetz.

Im Jahr der Kinderrechtskonvention, 1989, wurde übrigens auch das Internet erfunden. Zugang hatten damals allerdings nur wenige Erwachsene. Heute ist weltweit ein Drittel der Internetnutzer jünger als 18 Jahre und damit ein Kind im Sinne der UN-Kinderrechtskonvention. Es ist also dringend an der Zeit, die digitale Lebenswelt des heutigen Nachwuchses einzubeziehen. Denn in dieser Welt werden fundamentale (Kinder-)Rechte schnell mal umgangen, weil dort – vermeintlich – andere Standards gelten. Hier ein paar Beispiele: Eltern durchsuchen die Handys ihrer Kinder, weil sie wissen wollen, was diese so tun – wo bleibt da die Privatsphäre? Die Videoplattform YouTube ist erst ab 18 gelabelt, wird aber millionenfach von Minderjährigen genutzt – wie sieht es da mit dem Kinder- und Jugendschutz aus? Kinder und Jugendliche tappen in „Appzocke“-Fallen – wie groß wäre wohl die Aufregung, würden sie physisch ausgeraubt?

Sobald man tiefer eindringt in die Materie, zeigt sich: Es gibt jede Menge Handlungsbedarf! Eltern wie Pädagogen sind aber uneins und manchmal auch unsicher, wie Kinderrechte hinsichtlich Schutz, Förderung und Beteiligung umzusetzen sind. Sie benötigen Informationen und Hilfestellung – die bietet der Service in diesem Heft.

Was die Kinder brauchen, ist leicht zu formulieren: je kleiner, desto strenger einen verlässlichen Kinderschutz im Internet und einen Schutz ihrer Persönlichkeitsrechte. Größere Kinder brauchen zu Hause und in der Schule Unterstützung dabei, sich zu medienkompetenten jungen Menschen zu entwickeln. Und später dann, als Jugendliche, die Möglichkeit einer wirklichen Beteiligung, zum Beispiel an öffentlichen Diskursen im Netz. Da ist man auch schnell bei der Frage, ob der Zugang zu WLAN ein Kinderrecht ist, wie die Kinder es fordern, die in der Reportage in dieser Ausgabe zu Wort kommen.

Zum Schluss noch ein Wort zur Verantwortung der großen Internetfirmen Google, YouTube, Facebook, Instagram, WhatsApp und Co. Diese lassen oft Inhalte zu, die Kinder und Jugendliche beeinträchtigen können – Gewalt, Hass oder Mobbing. Sie müssen beim Thema Kinder- und Jugendschutz einfach viel mehr tun und vor allem Eltern praktikable Schutzfunktionen anbieten. Die rechtlichen Voraussetzungen dafür, dass dies geschieht, muss die Politik schaffen.

Nur wenn alle gemeinsam – Eltern, Pädagogen, Internetfirmen und Politik – an einem Strang ziehen, können Kinderrechte in der digitalen Welt Wirklichkeit werden!

Das könnte Sie auch interessieren: