Wie Feuerwehrmann Sam die Sprache fördert
Mareike Thumel arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Fakultät für Erziehungswissenschaft an der Universität Hamburg und ist als freie Medienpädagogin unter anderem für den Verein Blickwechsel aktiv. Schwerpunktmäßig gibt sie medienpädagogische Fortbildungen für Erzieherinnen und Lehrkräfte.
Frau Thumel, Sie regen Erzieherinnen an, mit Kindern über ihren Medienkonsum zu sprechen. Auch um ihre Sprachbildung zu fördern. Wie passt das zusammen?
Sprachbildung in der Kita passiert ganz wesentlich im Spiel und durch das Sprechen. Das funktioniert besonders gut, wenn man dafür die Interessen der Kinder aufgreift. Kinder wachsen mittlerweile ja ganz selbstverständlich mit Medien auf und sind fasziniert von ihnen, egal ob Bücher, Fernseher, Smartphone oder Computer. Medien und der Medienkonsum sind daher wunderbar geeignet, Anlässe zur Kommunikation zu schaffen. Dazu benötigt man keine Technik oder Ausstattung. Nur ein wenig Offenheit und Kreativität – und dann ist es eigentlich ganz einfach.
Sprachbildung in der Kita passiert ganz wesentlich im Spiel und durch das Sprechen.
Ganz einfach? Wie denn?
Am Montag im Morgenkreis erzählen Kinder immer wieder von den vielen Fernsehsendungen und Filmen, die sie zu Hause gesehen haben. Ja, das ist deren Lebenswirklichkeit und die kann man sehr gut aufgreifen. Zum Bespiel, indem die Kinder ihre Medienhelden malen und die Erzieherinnen nachfragen: Warum magst du Feuerwehrmann Sam? Was gefällt dir an der Eiskönigin Elsa? Kinder identifizieren sich sehr mit ihren Medienhelden und haben eine starke emotionale Bindung zu den Figuren. Sie erzählen gerne von ihnen und ihren Geschichten oder vergleichen sich mit ihren Serienhelden. Dabei geben sie viel von ihren eigenen Gedanken und Gefühlen preis: Was sie gerade beschäftigt. Wie es ihnen geht. Diese Lust am Erzählen kann man gut aufgreifen, um gemeinsam ins Gespräch zu kommen.
Dafür muss man sich als Erzieherin aber schon ein bisschen bei den Kinder-Medienhelden auskennen, sonst versteht man ja nichts …
Ja, das stimmt. Aber bei YouTube findet man kurze Trailer oder Episoden, wo man in die Sendungen schauen kann und der Flimmo hilft auch weiter, den gibt es als App, Webseite und als Magazin.
Aber manchmal lernt man noch was dazu. Gerade bei Kita-Gruppen mit Migrationskindern ist das ganz spannend. Die Kinder sprechen teilweise von Medienhelden, die in Deutschland völlig unbekannt sind. So wird mit den Medienhelden nicht nur die Sprache gefördert, sondern auch die kulturelle Bildung.
Erzieherinnen sind oft überrascht, wie viel Medienpädagogik sie schon machen.
Was ist für die Medienpädagogik in der Kita die wichtigste Voraussetzung?
Mir ist wichtig, den Erzieherinnen zu vermitteln, dass sie vor medienpädagogischer Arbeit in der Kita keine Angst haben müssen. Um Medienerziehung zu betreiben, braucht man nicht zwingend digitale Medien, sondern kann durchaus auf Erlebnissen von zu Hause aufbauen. Erzieherinnen sind teilweise ganz überrascht, wie viel von dem, was sie schon tun, Medienpädagogik ist. Das Bild muss aus den Köpfen, dass die Kinder, um medienpädagogisch zu arbeiten, vor Rechnern sitzen und was mit Maus und Tastatur anstellen müssen. Kinder sollen Medien kennen und über sie sprechen, sie kritisch hinterfragen können, sie aber vor allem auch selbst gestalten und verantwortungsvoll mit ihnen umgehen können.