"Stimmt das? Wirklich?"
Dass es Fake News gibt, sollte Kindern schon im Grundschulalter klargemacht werden.
Wie oft hat Ihr Kind schon mal den Kopf etwas quergelegt, die Augen zusammengekniffen und gefragt:
„Stimmt das? Wirklich? Echt jetzt?“ Bestimmt viele, viele Male. Kinder sind, wenn es um die Wahrheit geht, schlauer als man denkt. Sie erkennen schnell, wenn man ihnen Quatsch erzählt. Und merken dabei irgendwann: Auch ihre Eltern und andere Menschen um sie herum sagen nicht immer die reine Wahrheit – wenn es zum Beispiel heißt:
- „Süßigkeiten waren heute leider ausverkauft!“
- „Der Akku vom Tablet ist leer und ich kann das Ladekabel nicht finden …“
- „Dein Hamster ist jetzt im Himmel!“
Aus Sicht der Kinder sind die Übergänge zwischen „wahr“ und „gemogelt“ manchmal fließend:
- „Das war ich nicht!“
- „Ich habe die Zähne schon geputzt!“
- „Wir hatten keine Hausaufgaben auf!“
- „Luise darf das auch schon, und die ist erst sieben!“
Auch die Grenze zwischen Realität und Fantasie ist für Kinder noch durchlässig. Für sie sind erfundene Freund*innen wirklich, auch eine Pippi Langstrumpf, die Pferde hochhebt. Und eine Truppe von Hunden, die reden kann. Denn lange Zeit im Leben eines Kindes ist vieles noch „magisch“.
Realität und Fantasie gehören in dieser Zeit nicht nur zusammen, sie sind oft eins. Während der Grundschulzeit ist das irgendwie noch verständlich und wird von den Eltern lächelnd hingenommen: das Nachbarskind, das fest an Hexen glaubt, der Neffe, der damit ringt, ob es den Weihnachtsmann oder den Osterhasen wirklich gibt (und sich dann im Zweifel dafür entscheidet).
Doch wenn die Kinder dann irgendwann flügge werden, wünscht man sich als Eltern, dass sie mit beiden Füßen fest auf dem Boden der Wirklichkeit stehen.
Dass sie Risiken richtig einschätzen, Vernunft walten lassen und irgendwelchen Lügen da raußen im Netz nicht auf den Leim gehen. Dass sie nicht auf einen Erwachsenen hereinfallen, der sich im Chat als Kind ausgibt. Nicht in eine Abo-Falle tappen. Oder glauben, dass Beauty-Bibi die Sachen, die sie anpreist, wirklich alle gut findet (dann schon lieber, dass Bibi Blocksberg hexen kann).
Insbesondere möge der Nachwuchs rechte Hetze oder den von Corona-Leugner*innen verzapften Unsinn sicher erkennen und enttarnen. Denn „Wahrheit“ ist keine Frage ausschließlich von „Moral“ oder „Du sollst nicht lügen“ – sondern ein Thema, das die Wurzeln unserer Demokratie betrifft.
Was also tun? Auf lange Sicht hilft nur eins: viel erklären! Noch besser: Fragen stellen! Und dann die Kinder die Antworten suchen lassen: „Stimmt das? Wo kommt das her? Was meinst du, warum sagt der das? In welchem Zusammenhang wurde das gesagt?“
Es ist wichtig, Kinder schon ab dem Grundschulalter darüber aufzuklären, dass sie in der Onlinewelt auf Desinformationen und Falschnachrichten stoßen können. Wenn sie ein wenig älter sind, verstehen sie, dass es Menschen gibt, die gezielt falsche Informationen verbreiten oder Nachrichten und Bilder manipulieren, um damit Geld zu verdienen oder Meinungen zu beeinflussen. Wichtig ist auch, dass sich die Kinder zunächst in medialen Kinder-Umgebungen bewegen: also fragFINN und Blinde Kuh nutzen und nicht Google.
Die Bemühungen im Kampf gegen gezielte Desinformationen müssen dabei nicht todernst und gallenbitter verfolgt werden. Es geht auch spielerisch. Wie in einer Medien-Kita im Norden, wo die Erzieherin mit Fünfjährigen Sprachnachrichten aufnahm. Eine lautete: „Spinat mag ich nicht!“ Dann schnitt die Erzieherin nur ein Wort der Tonaufnahme weg und spielte diese erneut vor: „Spinat mag ich!“ Da war die Verblüffung groß!