Junge Menschen wollen sich auf allen Ebenen einbringen
„Außerschulische Bildung bietet wichtige Lernorte, in denen junge Menschen den Rahmen bestimmen und demokratische Prozesse erleben“, sagt Markus Krajc vom Landesjugendring Schleswig-Holstein.
Mal vorneweg: Was macht eigentlich der Landesjugendring?
Der Landesjugendring Schleswig-Holstein ist die Arbeitsgemeinschaft der Jugendverbände in unserem Bundesland. Wir vertreten die Interessen von Kindern und Jugendlichen. Zu unseren Mitgliedsverbänden gehören zum Beispiel die Sportjugend, die Jugendfeuerwehr und „helfende Verbände“ wie das Jugend-Rotkreuz. Auch Pfadfinder*innen, politisch engagierte Jugendverbände und religiöse Verbände. Eine bunte Mischung! Unter dem Strich sind in den von uns repräsentierten Verbänden und Vereinen im Netzwerk rund eine halbe Million Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene versammelt.
Ist Demokratiebildung wichtig?
Demokratie ist von Grund auf bei uns verankert! Kinder und Jugendliche dürfen in den Jugendgruppen von klein auf mitbestimmen. Sie werden in Entscheidungsprozesse eingebunden, Funktionsträger*innen durch Wahlen bestimmt. Sie lernen, sich einzubringen. Wenn sie etwas älter sind, können sie zu Gruppenleiter*innen ausgebildet werden. Dafür organisieren wir die „Juleica“-Kurse: Die Jugendleiter*in-Card ist der bundesweit einheitliche Ausweis für ehrenamtliche Mitarbeiter*innen in der Jugendarbeit (siehe Kasten S. 21).
Wie wichtig sind digitale Medien?
Die sind aus der Lebenswelt junger Menschen nicht mehr wegzudenken! Der Landesjugendring Schleswig-Holstein unterstützt deshalb die Jugendverbände dabei, Medien verstärkt in ihre Arbeit einzubinden. Sie sind als „Querschnittsthema“ eigentlich überall gegenwärtig in unserer Demokratiearbeit. Insbesondere aber beim Planspiel „Capture the News“, das wir in Zusammenarbeit mit dem Offenen Kanal Schleswig-Holstein anbieten. In dem Planspiel versuchen Schüler*innen einen Tag lang, Posts so zu produzieren, dass sie maximale Reichweite bekommen. Sie lernen zu hinterfragen, wie Nachrichten entstehen und weitergegeben werden – und was Menschen überhaupt antreibt, Fake News zu produzieren. Jugendliche ab 15 Jahren – aus Schule, Jugendverbandsarbeit oder Projekt – konkurrieren fünf Stunden lang um beste Quoten und die meisten Follower*innen. Sie lernen Nachrichten-Recherche und wie man Fake News und tendenziöse Berichterstattung erkennt. Und auch, wie Reichweiten-Optimierung im Netz funktioniert – und welche Schattenseiten das haben kann.
Und darüber hinaus?
„Digitalisierung“ ist ein Thema auch bei unserer Jugendkonferenz „Take 5“. Da haben die jungen Macher*innen unter anderem dieses Thema in Workshops behandelt. Und anschließend mit den eingeladenen zehn Politiker*innen besprochen. Diese kamen aus dem EU-Parlament, dem Bundestag und Landtagen. Und beim Ostsee-Jugendmediencamp, das wir seit fast zwei Jahrzehnten mit dem Off enen Kanal Schleswig-Holstein organisieren, werden von den Teilnehmenden aus sechs Anrainerstaaten wichtige Themen wie Fake News, Hatespeech und Verschwörungserzählungen behandelt.
Es klingt ein bisschen so, als ob das vor allem eine junge Bildungselite wäre, die sich da einbringen darf …
Da liegen Sie erfreulicherweise falsch! Wir legen viel Wert drauf, einen Querschnitt der Gesellschaft abzubilden, junge Menschen mit vielfältigen Hintergründen anzusprechen. Wir sind der Inklusion verpflichtet. Wichtig ist uns, auch junge Menschen einzubinden, die sonst eher nicht erreicht werden.
Ist das vielleicht doch sehr abstrakte Thema „Demokratie“ überhaupt eins für Kinder und Jugendliche?
Auf jeden Fall! Das Gefühl „Ich kann mitentscheiden“ ist ihnen sehr wichtig! Und sie reagieren allergisch auf „Pseudobeteiligung“ – wenn sie nach ihrer Meinung gefragt werden, dann aber nichts passiert. Ich erlebe bei meiner Arbeit keine politikverdrossene Jugend, über die so viel geschrieben wird. Im Gegenteil: Junge Menschen wollen sich auf allen Ebenen einbringen, sie haben ein gutes Gespür für politische Themen und Fragen der Gerechtigkeit.
zur Person
MARKUS KRAJC ist Referent für Internationale Jugendarbeit beim Landesjugendring Schleswig-Holstein e.V. in Kiel. Der Landesjugendring ist die Interessenvertretung der Jugendverbände und der jungen Menschen in Schleswig-Holstein. Er wurde 1949 gegründet, hat heute 23 Mitgliedsverbände und zahlreiche Anschlussverbände mit insgesamt etwa 500.000 Mitgliedern. Mehr auf ljrsh.de