Jung und voll auf Sendung
Wenn Kinder und Jugendliche Medien machen, entstehen nicht nur Fernsehsendungen und Radioshows, auch einige (willkommene) Nebenwirkungen bleiben nicht aus. Fünf Jung-Redakteure erzählen von ihrer Leidenschaft: dem Medienmachen!
Sophia, 10 Jahre, ist Radioreporterin bei den Ohrlotsen
„Ich bin seit mehr als drei Jahren bei den Ohrlotsen. Für jede Sendung treffen wir uns zehn bis zwölf Mal. Wir, das sind meistens so ungefähr zehn Kinder, alle zwischen neun und 14 Jahren alt. Beim ersten Treffen machen wir immer zuerst die Nachlese, besprechen also, was gut oder schlecht war in der letzten Sendung. In den Sitzungen danach schauen wir nach neuen Themen und prüfen, ob sie realistisch sind. Wenn ich mit dem Mikrofon unterwegs bin, habe ich nur noch ein Ziel: die Leute zu überzeugen, dass sie mir ein Interview geben. Und während des Interviews muss ich mich darauf konzentrieren, dass ich keine Fragen stelle, die nur kurz mit Ja oder Nein beantwortet werden können. Aber Angst davor, Fehler zu machen, habe ich keine. Erwachsene machen auch Fehler. Richtig stolz bin ich, wenn ich das Gefühl habe: ,Das war meine beste Sendung‘. Das Gefühl hatte ich im Mai, als ich Helge Schneider beim ELBJAZZ Festival interviewt habe – er hat nur mir ein Radio-Interview gegeben. Weil ich da auch noch viele andere Musiker befragt hatte, bekam ich so viel Material zusammen, dass ich eine eigene Sendung machen durfte. Die Sendung war fast eine Stunde lang. Jetzt habe ich so viel beim Radio produziert, dass ich auch gerne mal das Fernsehen ausprobieren würde, am liebsten als Reporterin für die Kindernachrichten.“
Die Ohrlotsen sind zwischen sechs und zwölf Jahren alt, sie produzieren Hörspiele und Radiosendungen. In und um Hamburg gibt es verschiedene Möglichkeiten zum Mitmachen.
Weitere Infos unter www.ohrlotsen.de
Felix, 12 Jahre, ist Kinder-Reporter in Kiel
„Vor einem Jahr habe ich am Seminar „Zeitung – wie geht das?“ teilgenommen. Es wurde organisiert von der Kinder-Nachrichten-Redaktion (Kina) des Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlags. Am ersten Tag hat uns die Kina-Chefredakteurin Ina Reinhart erklärt, wie ihr Alltag aussieht: Sie guckt immer wieder in ihren E-Mails nach Anfragen. Dann schickt sie einen Reporter hin – oder schreibt selbst. Aus ihren Texten und denen der Kinderreporter entsteht die tägliche Kina-Seite. Am nächsten Tag durfte ich mit zwei anderen Kina-Reportern den Pächter eines Biohofs besuchen. Nach ein paar Wochen lag dann bei jedem Kina-Reporter die Seminar-Zeitung im Briefkasten. Aber Reporter bin ich immer noch: Kurz vor Weihnachten habe ich mit zwei Kina-Reportern den Schleswiger Bischof Ulrich interviewt, danach, und das war besonders aufregend, die Spitzenkandidaten für die Landtagswahl in Schleswig-Holstein. Zuletzt sprach ich mit dem Segler Simon Grotelüschen, der an den Olympischen Spielen teilgenommen hat. Wir trafen ihn im Kieler Hafen, es war gerade Kieler Woche. Das Interview wurde fast ungekürzt auf den Kina-Seiten gedruckt und hat fast die Hälfte des Platzes eingenommen. Dieses Jahr findet im Oktober wieder ein Kina-Wochenende statt. Da werde auch ich wieder dabei sein. Ich finde es toll zu wissen, was ein Journalist so alles macht, weil ich vielleicht selbst einer werden will.“
Die Kindernachrichten erscheinen täglich auf einer Seite aller Druckausgaben des Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlages und sind auch im Internet abrufbar: www.shz.de/nachrichten/kindernachrichten.html. Der Verlag wirbt auch mit den Projekten ZiSch (Zeitung in der Schule) und ZiKita (Zeitung in der Kita) um junge Leser.
Weitere Infos unter www.zisch-shz.de
Beyda, 17 Jahre, moderiert den Chat bei den Radiofüchsen
„Wir haben oft Straßenumfragen gemacht, und ich war am Anfang sehr aufgeregt. Mit der Zeit, nach und nach, wurde das besser. Heute nehme ich ein Mikro in die Hand und lege einfach los, egal wer es ist, dem ich meine Fragen stelle. Das ist eine prägende Erfahrung für mein Leben – ich bin mit den Radiofüchsen offener geworden und auch selbstsicherer. Weil man sich auf die Sendungen sehr gut vorbereitet, immer verschiedene Meinungen einholt, wird man auch klüger, finde ich. Es gibt zu jedem Problem oder jedem Thema immer mindestens zwei Sichtweisen, mit denen man sich auseinandersetzen muss, das weiß ich heute. Und das ist eine wichtige Erfahrung, die viel mehr Kinder machen sollten. Manchmal sind die Themen sehr bewegend. Ich habe zum Beispiel bei einer Sendung über das Hamburger Kinder-Hospiz Sternenbrücke mitgemacht. Das war am Anfang ein sehr schweres Thema. Dann haben wir aber entdeckt, dass ein bewusster Umgang mit dem Tod auch schöne Seiten hat. Mit 17 bin ich jetzt eigentlich zu alt für die Radiofüchse. Aber ich habe einen Weg gefunden, trotzdem noch mitzumachen: Einmal pro Woche moderiere ich den Chat auf unserer Homepage. In Zukunft möchte ich etwas mit Design oder Architektur machen, weil ich auch gerne zeichne und schreibe. Auf jeden Fall mache ich demnächst ein Praktikum bei einer Zeitschriftenredaktion – mal sehen!“
Die Radiofüchse sind das interkulturelle Medienkompetenzprojekt von Kinderglück e. V., einem offenen Treffpunkt im Haus der Familie in Hamburg-St. Pauli. Dort können Kinder und Jugendliche Mittag essen, Hausaufgaben machen und spielen. Hier treffen sich auch die Kinderreporter von den Radiofüchsen, pflegen ihre Internetseite (www.radiofuechse.de) und machen eine eigene Radiosendung, die auf FSK 93.0 und auf TIDE 96.0 ausgestrahlt wird. Gechattet wird dienstags von 16 bis 18 Uhr.
Susanne, 18 Jahre, macht Fernsehen bei Schnappfisch
„Angefangen habe ich bei Schnapp- Fisch, als ich 14 Jahre alt war, zuerst in der fünftägigen Ferienakademie. Der Reiz des Fernsehens hatte mich sofort gepackt, also bin ich in die SchnappFisch-Redaktion eingestiegen, die Jugendredaktion von TIDE. Mittlerweile bin ich 18 Jahre alt und habe gerade mein Abitur gemacht. Bei SchnappFisch bin ich trotzdem noch, weil mich der Reiz des Fernsehens nicht wieder losgelassen hat. Wir treffen uns einmal pro Woche, um die Sendungen vorzubereiten. Es wird recherchiert, telefoniert und geplant, bevor man mit Kamera und Mikrofon, zwei anderen Jugendlichen und meistens mit einem Betreuer zum Dreh fährt. Anschließend wird der Beitrag geschnitten und am Ende mit allen anderen Beiträgen in eine Sendung zusammengefasst. Als ich bei SchnappFisch anfing, wollte ich nur ein bisschen filmen und auf keinen Fall vor der Kamera stehen. Dann habe ich es doch ausprobiert. Seitdem hat man mich hauptsächlich vor und nicht mehr hinter der Kamera gesehen. Auch wenn ich es früher gar nicht so wahrgenommen habe, kann ich heute sagen, dass ich mich durch SchnappFisch sehr verändert habe. Besonders in der ersten Zeit bin ich sehr viel selbstbewusster geworden, und ich berichte über Dinge, die ich normalerweise nicht sehen würde. Ja, SchnappFisch ist zeitaufwendig, aber es macht auch unglaublich viel Spaß, und man ist immer wieder stolz, wenn man seine eigene Sendung im Fernsehen sieht. Mir ist bewusst geworden, dass ein Job in den Medien für mich genau das Richtige ist. Ab Herbst studiere ich Media Management.“
Die Jugendredaktion von SchnappFisch produziert eigene Sendungen für TIDE TV und TIDE 96.0. Die Jugendlichen erarbeiten unter Anleitung von Medienpädagogen eigene Beiträge für Radio, Fernsehen und Internet.
Weitere Informationen unter www.tidenet.de
Noah, 13 Jahre, erzählt von der Tide-Ferienakademie
„Vergangenes Jahr war ich in der Ferienakademie von TIDE bei ,Fit für’s Web‘, in diesem Sommer habe ich mich für den Fernseh-Kurs entschieden. Mit vier weiteren Jugendlichen habe ich einen Beitrag über das Hamburger Abaton-Kino gedreht. Wir hatten fünf Tage Zeit: für die Idee, die Planung der einzelnen Szenen, das Formulieren der Fragen, für den Dreh und den Schnitt. Eigentlich hat mir alles Spaß gemacht, die Interviews zu machen genauso wie hinter der Kamera zu stehen. Vorher mussten wir natürlich erst lernen, wie man filmt, zum Beispiel welche Perspektiven und Einstellungen für welche Szenen gut sind. Was mich am meisten überrascht hat: Wir hatten 40 Minuten Material zusammen, und die sollten wir auf dreieinhalb bis fünf Minuten zusammenschneiden. Es sind genau fünf Minuten geworden, aber es ist tatsächlich alles Wichtige drin, was wir über das Abaton erzählen wollten. Dass das klappen würde, hätte ich nicht gedacht. Wenn ich jetzt im Fernsehen zum Beispiel Nachrichten schaue, versuche ich immer herauszufinden, wie sie gemacht wurden, mit welchen Einstellungen. Ich will mein Schulpraktikum in der neunten Klasse auf jeden Fall beim Fernsehen machen, und da war die Ferienakademie ein gutes Training. Es interessiert mich jetzt noch mehr als vorher.“
Die TIDE-Ferienakademie bietet Workshops für Jugendliche im Alter von zwölf bis 16 Jahren zu Fernsehen, Radio und Internet an. Vorkenntnisse braucht keiner. Nach einer kurzen theoretischen Einführung in den Journalismus produzieren die Schüler eigene redaktionelle Beiträge. Die Beiträge werden nach Ferienende auf TIDE in einer eigenen Magazinsendung ausgestrahlt.