„Ich bin nicht aufgeklärt worden."
Als ich mit zwölf meine Regel gekriegt habe, hat meine Mutter nur gesagt: „Oh Gott, jetzt ist aber Schluss mit Jungs spielen!“ Das war meine Aufklärung. Ich fand es unheimlich, dass ich blute, und wusste nicht, was das bedeutet – nur, dass man nicht mehr mit Jungs spielen darf.
Ich bin also eigentlich gar nicht aufgeklärt worden, sondern mein Zwillingsbruder und ich haben uns gegenseitig gefragt: „Wie ist das bei dir? Was wächst da bei dir?“ Wir lebten in Süddeutschland, alles war eng mit der katholischen Kirche verbunden.
Als Zehn- oder Elfjährige mussten wir zur Beichte, unsere Sünden aufschreiben. Da hat der Pfarrer gefragt: „Warst du unkeusch?“ Mit diesem Begriff konnte ich überhaupt nichts anfangen und hab geantwortet: „Nein.“ - „Hast du dich berührt mit dir ode anderen?“ – „Nein.“ Mir war das unangenehm, und ich hab immer gedacht: „Was will der eigentlich von mir?“
Wir hatten zwar auch die BRAVO, aber da waren wir schon 13 oder so. Über diese „Fragen an Dr. Sommer“ ist sicher ein Teil der Aufklärung passiert. „Wird man vom Küssen schwanger?“ und solche Fragen, damit konnten wir was anfangen.
Ich weiß noch, dass mich mal zwei Jungs in einen Keller gelockt haben und mich ausziehen wollten. Ich bin heulend nach Hause geradelt und hab das meiner Mutter erzählt. Die hat sofort bei den Jungs geklingelt und jedem eine Backpfeife gegeben. Das fand ich stark! Da habe ich gemerkt: Meine Mutter schützt mich. Hier ist eine Grenze, niemand darf mich einfach ausziehen! Das ist mir immer im Kopf geblieben.
Deshalb war es mir bei meiner eigenen Tochter ein großes Anliegen, sie gut aufzuklären, damit sie einen guten Umgang mit ihrem Körper lernt und sich schützen kann. Wir haben uns schon früh das Aufklärungsbuch „Peter, Ida und Minimum“ zusammen angeguckt, ein schönes Bilderbuch und echter Klassiker, den ich heute noch empfehlen würde.
Bei Fernsehen und Internet würde ich mir einen „Qualitätsstempel“ und mehr Sensibilität wünschen. Kinder zappen sich ja überall durch, das find ich gruselig! Kinder sollten frei und selbstbestimmt entscheiden können, wann sie wie was wissen möchten! Solche teilweise pornografischen Sendungen am Nachmittag müssten zensiert werden.