Einstieg

Gustav, die bessere Alexa

"Die Kita soll kleine Kinder in ihrer Entwicklung unterstützen. Dafür muss sie sich für die Lebenswelt der Kinder öffnen. Und zu dieser Welt gehören heute eben auch: Alexa, das Smartphone und der App-gesteuerte Saugroboter”, sagt die Erzieherin Kira Stomberg. Und hat noch mehr zu erzählen.

Kira Stomberg ist studierte Erziehungs- und Bildungswissenschaftlerin mit dem Schwerpunkt Medienpädagogik. Seit 2017 arbeitet sie in der Kindertagesstätte „Akademie für Kinder“ in Langenhorn. Sie bietet für die Kinder regelmäßig Projekte mit digitalen Medien an.

Alexa ist bei uns eingezogen!“, begrüßt mich der vierjährige Gustav an diesem Morgen in der Kita. „Welche Alexa?“, frage ich und schaue dabei seine verlegen lächelnde Mutter an. „Die steht jetzt im Wohnzimmer und erzählt uns immer, wie das Wetter wird.“ Aber die Wetter-Alexa, die lügt auch manchmal, warnt Gustav: „Es regnet nämlich gar nicht!“

Erzählungen wie diese gehören in unserer Kita zum Alltag. Ich bin immer wieder überrascht, was die Kinder alles zu berichten haben über ihren Umgang mit digitalen Medien. Die Sprachassistentin Alexa mit Wetterberichten ist da nur eine Geschichte, die montags im Morgenkreis erzählt wird. Vor Kurzem gab es zum Beispiel die Zusammenfassung eines Selfie-Shootings mit dem Smartphone der großen Schwester. Oder gar die Geschichte vom per App steuerbaren Saugroboter: Von Mia erfuhren die Kinder und wir Erzieher*innen, dass dieser Roboter bei ihr zu Hause manchmal sogar Spielzeug auffrisst, wenn Mia es nicht richtig weggeräumt hat.

Da die Kinder gerne und viel von zu Hause erzählen, war unsere Kita noch nie ein medienfreier Raum – und wird es auch nie sein. Die Kita ist zwar keine Schule, sie hat aber trotzdem einen Bildungsauftrag: Sie soll kleine Kinder in ihrer Entwicklung unterstützen. Dabei sollen wir als Erzieher*innen uns und die Kita für die Lebenswelt der Kinder öffnen. Alexa, Smartphone und der Saugroboter bleiben also nicht vor der Kita-Tür. Sie faszinieren die Kinder und machen es uns leicht, mit ihnen über digitale Dinge ins Gespräch zu kommen.

Natürlich übernimmt Alexa nicht die Rolle der Vorleserin. Und keine Panik, das Lied von Disneys Elsa ist nicht in Dauerschleife über die Lautsprecher des Kita-Tablets zu hören. Aber die Kinder probieren in unserer Kita spielerisch und kreativ aus, was sie mit digitalen Medien alles ausdrücken und gestalten können: etwa einen Trickfilm mit dem Tablet, ein Gefühlsmemory mit Digitalkamera oder eine Walderkundung mit digitalem Mikroskop. Kinder, die digitale Medien zu Hause hauptsächlich als Spiel- und Unterhaltungsmedien erleben, lernen so neue Perspektiven und Nutzungsmöglichkeiten kennen.

Und ich freue mich, wenn der müde Gustav abends seiner Mutter erklärt, dass Alexa übrigens kein echter Mensch, sondern nur eine Computerstimme ist. Denn darüber haben wir in der Kita gesprochen. Er erzählt außerdem, dass die Kinder heute beim Ausflug in den Wald einen wunderschönen Regenbogen gesehen haben, nachdem es doch kurz geregnet hat. Den hat Gustav mit dem Tablet fotografiert und später den anderen Kindern auf einem Beweisfoto gezeigt. Da ist Gustav Alexa voraus, denn Regenbogen sagt sie nicht vorher. Und dann haben wir noch besprochen, warum so ein Regenbogen überhaupt entsteht. Wieder was gelernt, mit und über Medien. Was will man mehr?

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