Interview zum Medieneinsatz im Kita-Alltag

„Erst sagen sie: ‚Ach, die Medien…‘
Dann haben sie einen Riesenspaß!“

Kerstin Wehrmann bildet im Rahmen des „MedienCheck KiTa/Hort“ des Offenen Kanals Schleswig-Holstein Erzieher*innen weiter. Sie sagt: „Wir müssen die Kinder dort abholen, wo sie stehen.“

Kerstin Wehrmann ist Dipl. Pädagogin und seit 27 Jahren im Offenen Kanal Lübeck tätig. Ein Schwerpunkt: Radioarbeit mit Kindern und Jugendlichen. Sie betreut auch die Frauenredaktion „XXradio“ und die plattdeutsche Redaktion „Platt ut de Hansestadt“ bei Lübeck FM.

scout: Warum sollten sich Kitas mit Medien auseinandersetzen?

Kerstin Wehrmann: Gerade die Medienerziehung im Kindergartenalter kann schon früh wichtige Grundsteine legen, wie Medien sinnvoll genutzt werden. Pädagogische Fachkräfte im Kita- und Hort-Bereich können hier Prozesse des sinnvollen, kreativen Umgangs mit Medien initiieren, welche die Eltern dann – im besten Fall zu Hause weiter umsetzen.

Welche Möglichkeiten des sinnvollen Einsatzes bieten Sie denn den Kitas an?

Oh, da gibt es so vieles. Und es geht ja nicht nur darum, noch ein neues, weiteres Feld der Pädagogik zu beackern, sondern darum, andere wichtige Querschnittsaufgaben zu unterstützen: Wenn ein Kind ein Sprachmemo aufnimmt, dann merke ich: Aha, das ist ja auch Sprachförderung! Ich kann die Kinder für eine Fotoarbeit auch auf Buchstabenjagd schicken – tolle Vorschularbeit!

Erzieher*innen erfahren sehr schnell, dass die Medien kein Selbstzweck sein müssen, sondern Werkzeuge für kreatives Lernen sein können.

Dipl. Pädagogin Kerstin Wehrmann

Und wie lernen Kinder, Medien kritisch zu hinterfragen?

Ein Beispiel: Wir nehmen erst den Kindersatz „Ich mag kein Spinat!“ auf. Und schneiden dann in einem Programm das „kein“ heraus … Und schon ist der Spinat fast zum Lieblingsessen und der Satz zu einer Fake News geworden.

Welche Bedarfe gibt es nach Ihren Erfahrungen?

Das hängt ganz klar von der Kita ab, von dem, was dort schon gemacht wird. Manchmal gibt es bereits Kameras, aber keiner weiß, wie man damit umgeht. Andere Kitas sind von der Vielzahl der App-Angebote für Tablets überfordert. Wir holen die Kitas da ab, wo sie stehen. Am Anfang hieß es zwar manchmal: „Ach ja, die Medien …“ In der Fortbildung hatten dann aber genau diese Erzieher*innen einen Riesenspaß. Die sagen dann: „Ja, stimmt, schon die kindliche Welt ist voller Medien, und wir sollten da auch in der Kita was machen.“

Was genau ist Ihr Angebot MedienCheck KiTa/Hort?

Wir wollen Kitas und Horte befähigen, eigene Medienprojekte durchzuführen. Wir kommen in die Einrichtung, in der Regel zu einem Gespräch mit der Leitung. Gemeinsam schauen wir in einem ersten Schritt, welche Vorkenntnisse und Motivationen vorhanden sind. Wir checken die Technikausrüstung und klären, welche Räume zu Verfügung stehen. Im zweiten Schritt ermitteln wir den Fortbildungsbedarf mit passenden Projektvorschlägen. Im dritten Schritt bieten wir dann die Fortbildungen in der Einrichtung an. Wir beraten die Kitas bei der Umsetzung ihres Medienkonzeptes.

Welche und wie viele Kitas haben Sie mit dem Medien-Check KiTa/Hort seit 2016 erreicht?

Wir erreichen die ganze Bandbreite von „Montessori“ bis „Problemviertel“. Mittlerweile haben wir mit rund 20 Kitas gearbeitet. Wenn der Kontakt erst einmal gemacht ist und der Weg gebahnt, kommt es in fast allen Fällen zu Folgeprojekten.


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