„Der Austausch zu Schulthemen über Facebook ist bei uns verboten.“
Manuel Raschke ist Mathe- und Informatiklehrer an der Humboldt-Schule in Kiel. Hier erzählt er aus seiner persönlichen Perspektive vom Datenschutz im Schulalltag.
Früher war meine Sicht auf das Internet euphorisch. Was für ein gigantischer Wissensspeicher! Heute geht es mir wie vielen anderen: Ich fühle mich durchaus bedroht, wenn ich an die weltweite Vernetzung und Auswertung von Daten denke. Datenschutz und Big Data sind aber nicht erst seit den Enthüllungen von Edward Snowden ein Thema für den Unterricht. Seit der NSA-Affäre allerdings ist das Bewusstsein im Kollegium stark gewachsen. Meinen Schülerinnen und Schülern habe ich schon vor den Enthüllungen empfohlen, möglichst wenige Daten und Informationen über sich ins Internet zu stellen. Das hielt ich ganz allgemein für sinnvoll, ohne wirklich daran zu glauben, dass privateste Daten irgendwann wirklich in solch einem Maße missbräuchlich verwendet werden könnten, wie dies aktuell geschieht. Das Sammeln von Daten wirkt sich auch auf die praktische Arbeit an der Schule aus. So ist allen Lehrerinnen und Lehrern an meiner Schule jeder Austausch zu Schulthemen über soziale Netzwerke wie Facebook untersagt. Weil sich dieses Verbot auch auf E-Mail-Accounts auf Servern außerhalb Deutschlands ausweiten könnte, habe ich vorsorglich meine bisherige dienstliche E-Mail-Adresse von googlemail.com zu web.de gewechselt. Dabei steht diese zu Recht große Sorgfalt des Bildungsministeriums beim Datenschutz an Schulen im krassen Gegensatz zu dem sonst eher beschwichtigenden bis naiven Umgang von staatlichen Behörden mit den Gefahren aus dem Internet. Die NSA-Affäre zeigt das ja sehr eindrucksvoll, wie ich finde. Der geringe politische Widerstand gegen die Datensammelwut der Geheimdienste und Konzerne steht nach meinen Eindrücken leider im Einklang mit dem grundsätzlich doch sehr mäßigen Interesse von Schülerinnen und Schülern am Thema. Datenschutz wird nun immer wichtiger an Schulen, auch was die Organisation des Schulalltags betrifft: Sollen wir zum Beispiel überhaupt noch bei Schulwettbewerben mitmachen, bei denen Daten von teilnehmenden Schülerinnen und Schülern elektronisch eingegeben und verarbeitet werden?“
Der Artikel ist in der scout-Ausgabe 2_2014 erschienen.