Das digitale ABC
Chatten, Spielen, Videos schauen – immer mehr Grundschüler nutzen regelmäßig das Internet. „Internet-ABC-Schulen“ sorgen in Hamburg seit 2014 dafür, dass sich die Kinder sicher und kompetent im Netz bewegen. Matthias Sannmann bildet dafür Lehrkräfte an Grundschulen fort.
Dass sich der mächtige Internetkonzern Google in „Alphabet“ umbenennen würde, konnte 2014 beim Start der Internet-ABC-Schulen in Hamburg niemand ahnen. Aber irgendwie passt es schon: Der Umgang mit dem Internet, nicht unwesentlich durch Google und seine Angebote geprägt, ist eine Art neues Alphabet, das auch Kinder im Grundschulalter bereits lernen sollten. Derzeit haben 30 Hamburger Schulen einen Schwerpunkt auf die Medienkompetenzförderung ihrer Schüler gelegt und dürfen sich Internet-ABC-Schule nennen.
„Die Nachfrage von Seiten der Schulen ist extrem groß“, sagt Matthias Sannmann. Der 35-Jährige bildet am Hamburger Landesinstitut für Lehrerfortbildung und Schulentwicklung, kurz LI genannt, Lehrkräfte in Sachen Medienkompetenz weiter. Um Internet-ABC-Schule zu werden, müssen Lehrer in zwei Jahren vier Fortbildungen am LI machen und vier speziell entwickelte Unterrichtsmodule durchführen. Sie richten sich an 3. und 4. Klassen. Die Kinder sollen dabei lernen, wie man gezielt Informationen findet, was es mit der Sicherheit im Internet auf sich hat, und was passieren kann, wenn man Daten von sich preisgibt.
Das Netz produktiv nutzen
Bereits zwei Drittel aller Kinder im Grundschulalter nutzen das Internet. Sie chatten via WhatsApp, spielen Spiele oder schauen Videos. „Viele konsumieren aber nur“, hat Matthias Sannmann festgestellt. Er ist selbst Lehrer an der Grundschule Mümmelmannsberg in Hamburg. „An meiner Schule haben viele Kinder in der 2. Klasse schon einen Facebook-Account, obwohl das erst ab 13 erlaubt ist“, so seine Erfahrung. Eltern sind oftmals überfordert, ihren Kindern ein Basiswissen in Sachen Medienkompetenz zu vermitteln. „Wenn Kinder nie gelernt haben, gewisse Regeln zu beachten, dann laufen sie Gefahr, in der digitalen Kommunikation anzuecken, in Daten- und Kostenfallen zu tappen oder sich Gefahren, beispielsweise durch unüberlegtes Chatten, auszuliefern“, sagt Sannmann.
Schnell und nachhaltig lernen
Genau da setzt das Internet-ABC an. „Der Medienunterricht kann in den normalen Fächerunterricht integriert werden und bietet ganz viele Möglichkeiten, produktiv und motiviert zu arbeiten“, so Sannmann. Die Klasse kann einen eigenen Internetratgeber erarbeiten, den die Kinder mit ihren Eltern zu Hause nutzen können. Man kann Bücher herstellen, Medientagebücher schreiben und vieles mehr. „Kinder, die das gelernt haben, kommen mit einem großen Vorsprung auf die weiterführenden Schulen“, so der Pädagoge. Und es zeige sich immer wieder: Wenn man mit Medien im Unterricht arbeitet, sind die Schüler wesentlich motivierter und der Unterricht effizienter. „Man lernt dadurch schneller und nachhaltiger“, weiß Sannmann.
Matthias Sannmann (35) ist Lehrer an der Hamburger Grundschule Mümmelmannsberg. Er arbeitet außerdem am Landesinstitut für Lehrerfortbildung in Hamburg. Hier bildet der Grundschullehrer fort, nicht nur für die Internet-ABC-Schulen, sondern zum Beispiel auch im Fach Deutsch zur Leseförderung mit dem PC.